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Eintrag vom 22.10.2021

Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg

Das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) mit Sitz in Tübingen untersucht in seinem aktuellen Kurzbericht die „Veränderungen des betrieblichen Ausbildungsverhaltens im Zusammenhang mit strukturellen Veränderungen und der Corona-Pandemie“. Die Analyse, die von der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit (BA) beauftragt wurde, basiert auf der jährlich durchgeführten Arbeitgeberbefragung des zur BA gehörigen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem IAB-Betriebspanel.

Technologischer Fortschritt wie die Digitalisierung, sich rasant ändernde Absatzmärkte oder das Vorantreiben von Klimaneutralität sind nur einige Entwicklungen, die die aktuellen Herausforderungen an die Unternehmen in Baden-Württemberg beschreiben und die diese mittel- und langfristig nur mit entsprechend qualifizierten Fachkräften erfolgreich meistern können.

Ein bewährtes und zentrales Instrument zur Fachkräftesicherung ist die betriebliche Ausbildung. Den qualifizierten Nachwuchs selbst auszubilden hat im Vergleich zur Rekrutierung externer Fachkräfte für Betriebe den Vorteil, spezifische Kenntnisse vermitteln zu können, die ganz auf die betrieblichen Bedürfnisse ausgerichtet sind.

Wie hat sich das Ausbildungsverhalten baden-württembergischer Betriebe zwischen 2009 und 2020 entwickelt? Wie hängt das Ausbildungsverhalten der Betriebe von strukturellen Veränderungen und den betrieblichen Reaktionen auf diese Strukturveränderungen ab? Und, wie stark war das Ausbildungsverhalten im ersten Halbjahr 2020 durch die Corona-Pandemie und die darauf bezogenen politischen Maßnahmen beeinflusst?

Diesen grundlegenden Fragen widmet sich der aktuelle IAW-Kurzbericht. Das Ausbildungsverhalten der Betriebe wird hierbei anhand von drei Quoten gemessen: erstens die sogenannte Netto-Ausbildungsquote, also der Anteil der ausbildenden Betriebe an allen ausbildungsberechtigten Betrieben; zweitens, die Quote der besetzen Ausbildungsplätze und drittens, die Übernahmequote nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss im Ausbildungsbetrieb.

Welche Betriebe bilden aus?

Es sind in der Tendenz eher Betriebe, die von strukturellen Änderungen betroffen sind, also z.B. jene mit besserer technischer Ausstattung und verstärkt digitalisierte Betriebe, die mehr ausbilden. Außerdem sind es eher Betriebe, die investieren oder innovationsaktiv sind.

Welche Betriebe haben Besetzungsschwierigkeiten?

2020 blieb fast ein Viertel der freien Ausbildungsplätze unbesetzt. Es wird seit einigen Jahren für die Betriebe zunehmend schwieriger, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen: So verringerte sich die Besetzungsquote seit 2009 von 95 Prozent nahezu stetig auf knapp 77 Prozent in 2020. Ausschlaggebend dafür, welche Betriebe sich mit Besetzungsschwierigkeiten konfrontiert sehen, ist vor allem die Betriebsgröße. Besonders stark betroffen sind kleine Betriebe mit bis zu 19 Mitarbeitenden. Hier sank die Besetzungsquote von 95 Prozent im Jahr 2009 auf 57% in 2020.
Tendenziell haben innovierende und investierende Betriebe im Jahr 2020 weniger Besetzungsschwierigkeiten als andere Betriebe. Dies gilt auch für Betriebe aus industriellen Schlüsselbranchen (wie Maschinenbau, Automotive, Metall/Elektro), für diese bewegen sich die Besetzungsquoten durchgängig auf überdurchschnittlich hohem Niveau.

Welche Betriebe übernehmen ihre Absolventen/innen?

Bei der Übernahmequote nach abgeschlossener Ausbildung zeigt sich eine steigende Tendenz: Zwischen 2009 und 2020 wurden stetig mehr Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen übernommen. Eine mögliche Erklärung für diesen steigenden Trend sehen die Autoren der Studie im anhaltenden Fachkräftemangel. Es sind vor allem große Betriebe mit mindestens 250 Beschäftigten, die ihre Auszubildenden übernehmen. In den industriellen Schlüsselbranchen lag die Übernahmequote in der Regel deutlich höher als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.

Welche Betriebe haben aufgrund der Corona-Pandemie 2020 weniger ausgebildet?

Zum Zeitpunkt der IAB - Arbeitgeberbefragung im Sommer 2020 zeichnete sich ein Corona-Effekt auf das Ausbildungsplatzangebot für das Ausbildungsjahr 2020/2021 nur in relativ geringem Umfang ab. Zum Zeitpunkt der Befragung im vergangenen Jahr war ein Teil der Ausbildungsverträge bereits abgeschlossen, ein anderer Teil in Vorbereitung oder Planung. Es waren vor allem stark von der Corona-Pandemie betroffene Betriebe, wie das Gastgewerbe oder persönliche Dienstleistungen, die deutlich weniger Ausbildungsverhältnisse abschlossen und die im Vergleich zu 2019 deutlich weniger Auszubildende in eine Beschäftigung übernahmen (minus 20 Prozent).

Die Angaben aus der aktuell laufenden Befragungswelle 2021 des IAB werden Aufschluss darüber geben können, inwieweit die Betriebe ihre Ausbildungsbereitschaft auch 2021 aufrechterhalten haben werden.

Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit fasst zusammen: „Die Analyse des IAW bestätigt einige Tendenzen und Entwicklungen am Ausbildungsmarkt, die wir bereits seit einigen Jahren beobachten können und die durch strukturelle Veränderungen, wie beispielsweise die Digitalisierung, Änderungen der technologischen Ausstattung oder demografische Effekte und Fachkräftemangel auch künftig weiterbestehen und an Kraft zunehmen werden. Es sind vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen, für die sich die Nachwuchskräftesicherung im Vergleich zu größeren Betrieben oder zu den Schlüsselbranchen problematischer gestaltet.“

Rauch fährt fort: „Damit der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg auch in Zukunft erfolgreich und mit Fachkräften gut aufgestellt sein wird, ist es wichtig, dass Politik, Wirtschaft und Verwaltung mit gemeinsamen Anstrengungen weiterhin ein breites und umfassendes duales Angebot an Ausbildungsstellen für die jungen Menschen aufrechterhalten beziehungsweise nach Corona wieder ausbauen. Der Beitrag, den die Agenturen für Arbeit und Jobcenter hierzu leisten können, ist vielseitig. Ihr Unterstützungs- und Beratungsangebot richtet sich sowohl an junge Menschen bei der Ausbildungssuche und Berufswahl, als auch an Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die auf der Suche nach passenden Bewerbern für ihre freien Ausbildungsstellen sind.“

Zu den IAW-Kurzberichten

Ansprechpartnerin

Melanie Erlewein

Melanie Erlewein
Referentin Öffentlichkeitsarbeit und Bildung

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