Während sich die drastischen Energiepreis- und Kostenexplosionen des Jahres 2022 im Jahr 2023 nicht fortsetzten und die Kostenentwicklung bei vielen Vorprodukten und Betriebsmitteln im Trend rückläufig oder stagnierend war, kämpfte die Druckbranche 2023 weiter mit den Nachwirkungen.
Das Jahr 2023 war für die Druckbranche von einer konjunkturell und strukturell schwierigen Auftragslage sowie den damit verbundenen weitreichenden Produktionsrückgängen geprägt. Die rezessive Entwicklung der Gesamtwirtschaft – das BIP sank 2023 um 0,3 Prozent im Vorjahresvergleich – in Verbindung mit einer Beschleunigung des strukturellen Wandels der Branche aufgrund der anhaltend hohen Kostenniveaus verstärkten die rückläufige Entwicklung deutlich.
Der saison- und kalenderbereinigte Produktionsindex der Druckindustrie lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (destatis) im Jahr 2023 im Mittel rund 12,5 Prozent unter den Werten des Vorjahres. Damit liegt der Rückgang deutlich über der Entwicklung des Vorjahres (-7,2 Prozent) und stellt nach der Coronapandemie den prozentual stärksten Rückgang seit Beginn der Zeitleiste dar. Auch die Umsätze gingen im Branchenmittel überwiegend zurück. Der saison- und kalenderbereinigte nominale Umsatzindex sank im Mittel um 6,1 Prozent im Vorjahresvergleich, während der preisbereinigte reale Umsatzindex im Mittel rund 13,0 Prozent im gleichen Zeitraum einbüßte.
Für das Jahr 2024 sind die Aussichten auch aufgrund der starken konjunkturellen Abhängigkeit der Druckindustrie uneindeutig. Die gemittelten Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute gehen aktuell von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent aus. Es ist jedoch fraglich, ob dies genügend Impulse für eine Belebung der Nachfrage geben wird.
Der ifo-Geschäftsklimaindex, der als Frühindikator für die Produktionsentwicklung der Branche gilt, lag in den ersten beiden Monaten des Jahres 2024 weiterhin deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Hinzu kommt, dass sich die Branche nach den Nachfragerückgängen der letzten Jahre weiterhin in einer aktiven Konsolidierungsphase befindet, die zu einem hohen Wettbewerbsdruck und einer vergleichsweise geringen Kapazitätsauslastung der Unternehmen führt. Mit einer signifikanten Verbesserung der Auftragslage dürfte daher erst mit einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage und dem Fortschreiten der Konsolidierung zu rechnen sein. Der BVDM geht für das aktuelle Jahr davon aus, dass sich die rückläufige Entwicklung im Verlauf des Jahres 2024 abschwächen wird, rechnet aber weiterhin mit einem negativen Vorzeichen bei der Umsatzund Produktionsentwicklung im Jahresmittel.
Die Entwicklung der Kosten für die wichtigsten Vorprodukte und Betriebsmittel, die zu einer Zuspitzung der Krise im Jahr 2022 geführt hatte, verlief 2023 im Trend rückläufig, sodass die Preise für einen bedeutenden Anteil der Vorprodukte und Betriebsmittel zum Ende des Jahres 2023 deutlich unter den Höchstständen von 2022 lagen.
Der Rückgang fiel jedoch geringer aus als der Anstieg der Vorjahre, sodass das Preisniveau vieler Vorprodukte weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau liegt. Im Dezember 2023 lag der Erzeugerpreisindex des Statistischen Bundesamtes für das wichtigste Vorprodukt der Druckindustrie, die grafischen Druckpapiere, zwar rund 7,4 Prozent unter dem Jahresmittel 2022, jedoch immer noch rund 41,6 Prozent über dem Jahresmittel von 2021. Für die Indizes von Druckplatten und Druckfarben wurden von Januar bis Dezember 2023 hingegen nur geringfügige Veränderungen verzeichnet (+0,6 Prozent bzw. -0,8 Prozent), während die Preise für Druckmaschinen im Jahresverlauf weiter anstiegen (+3,9 Prozent).
Gerald Walther
Betriebswirtschaftlicher Berater
Verband Druck + Medien Beratung
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