Inhaberin Angela Strein leitet die Druckerei Ziegler in fünfter Generation. Bei der Offset- und Digitaldruckerei verbindet sie Tradition und Transformation. „Wir haben einige Höhen und Tiefen erlebt“, sagt sie mit Blick auf Technologiewandel, Konjunkturwellen, Coronakrise und Kriegsfolgen. „Da mussten wir uns oft und rasch auf neue Situationen einstellen.“
Freitag später Nachmittag – die meisten der rund 50 Beschäftigten haben sich ins Wochenende verabschiedet. Nur die Leute von der Spätschicht sind noch da. Und die Chefin. Sie tauschen sich kurz aus, besprechen den aktuellen Auftrag, ein paar Details, die Übergabe. Angela Strein kümmert sich auch zu vorgerückter Stunde um betriebliche Angelegenheiten. „So richtig Feierabend hat man als Unternehmerin sowieso nie", sagt die Inhaberin der Druckerei im nordbadischen Neckarbischofsheim.
Carl Ziegler hatte vor 145 Jahren, genau am 1. Februar 1879, in Neckarbischofsheim den Grundstein gelegt. Zusammen mit seiner Frau Johanna gab er die lokale Zeitung „Der Süden" heraus, 1884 wurde der erste – weibliche – Lehrling eingestellt. Die Wurzeln sind bis heute sichtbar: durch den Standort, den Familienbetrieb, die Nachwuchsförderung und die Selbstverständlichkeit, dass Frauen vorangehen.
Als 2020 die Pandemie um sich griff, brach von heute auf morgen das Geschäft ein. „Die ersten drei Monate waren extrem hart, danach haben wir uns bestmöglich darauf eingestellt und sind gut durchgekommen." Corona habe Pläne beschleunigt, die bereits bestanden, aber erst dann umgesetzt wurden, zum Beispiel zwei Offsetdruckmaschinen durch eine automatisiertere und leistungsfähigere Maschine zu ersetzen.
Auch habe sie in der zurückliegenden Dekade einiges dazugelernt. Zum Beispiel, noch schneller und konsequenter zu entscheiden. Das gilt in Personalfragen ebenso wie für die Produktpolitik. „Wir haben uns weg von Standarddrucksachen auf Produktefokussiert, die technisch und wirtschaftlich noch besser zu uns passen", berichtet Strein. Mit der Zeit zu gehen und sich den Kundenbedürfnissen anzupassen, ist in der DNA von Ziegler Druck angelegt und bleibt zugleich herausfordernd: „Die Intervalle der Veränderung werden kürzer und die Transformation fordert Tempo, deshalb müssen auch wir unsere Strategie öfter überdenken und das Unternehmen neu ausrichten."
Das Geschäft steht auf drei Säulen: 1. Premiumdruck mit hochwertigen Produkten; 2. Printportale – gekennzeichnet durch vollautomatisierte Prozesse; 3. Kartondruck und Verpackungen. Die sind wirtschaftlich in etwa gleich stark. Die Erlössegmente breit aufzustellen, ist Angela Strein besonders wichtig. „Wenn ein Bereich mal schwächer läuft, können es die anderen ausgleichen." Das gilt auch für den Kunden-Mix, der sich aus unterschiedlichsten Branchen zusammensetzt. Mit den meisten Kunden unterhält Ziegler Druck langjährige Beziehungen. „Wir bieten ihnen einen optimalen Service, weil wir ihre individuellen Anforderungen kennen und erfüllen können. Und das wissen unsere Auftraggeber zu schätzen", betont Strein.
Tradition kann auch Fortschritt lähmen oder nur ein bedeutungskleines Etikett sein, bei Ziegler Druck wirkt das tatsächlich anders. Die Betriebszugehörigkeit der Belegschaft liegt bei durchschnittlich 15 Jahren, der Weggang ist gering. „Viele unserer Beschäftigten sind seit ihrer Ausbildung bei uns, sie kennen meine Kinder von klein auf und haben meine Großeltern noch gekannt. Dadurch haben sie einen besonderen Bezug zur Firma, den spüren auch unsere Kunden", erläutert Strein. Geeignete Fachkräfte zu finden, werde zwar schwieriger, doch trotz oftmals geringer Anzahl an Bewerbungen „haben wir bis jetzt unsere offenen Stellen gut besetzen können". Der Betrieb bildet seit Jahren Nachwuchs aus. Aktuell lernen vier junge Menschen bei Ziegler Druck. Zudem bekommt die Chefin seit Kurzem Unterstützung durch ihre Tochter Jana, Mitte 20, mit Business-Bachelor und extern gesammelterPraxiserfahrung. Als Assistentin der Geschäftsleitung entlastet sie nicht nur ihre Mutter im Job, sondern bringt auch frischen Wind ins Haus. Angela Strein: „Die jüngeren Generationen haben andere Erwartungen und sie werden morgen unsere Kunden sein."