Vertreter der Papier- und Verlagswirtschaft haben der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Dr. Bettina Hoffmann, eine Fortschreibung und Erweiterung der seit 1994 bestehenden Selbstverpflichtungserklärung der Arbeitsgemeinschaft Graphische Papiere (AGRAPA) übergeben. Diese wurde seitens des Bundesumweltministeriums angenommen.
Am 17. April 2023 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der AGRAPA-Trägerverbände mit der Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) in Berlin, um eine Erweiterung der AGRAPA-Selbstverpflichtungserklärung zu unterzeichnen. Damit verpflichtet sich die Branche freiwillig, zukünftig mineralölfreie Zeitungsdruckfarben ein-zusetzen. Die Umstellung auf die neuartigen Farben soll in zwei Teilschritten erfolgen. Der Anteil an Mineralöl, der durch Zeitungsdruckfarben unerwünscht in den Altpapierkreislauf gelangt, wird der Verpflichtung nach bis zum 31.12.2025 gegenüber dem Referenzjahr 2020 um 50 Prozent reduziert. Sofern technisch machbar, soll die Umstellung auf mineralölfreie Druckfarben bis zum 31.12.2028 vollständig erfolgt sein.
Der genaue Wortlaut der Fortführung der AGRAPA-Selbstverpflichtungserklärung kann hier heruntergeladen werden:
Was ist die AGRAPA?
Die Arbeitsgemeinschaft Graphische Papiere (AGRAPA) ist ein Zusammenschluss der Verbände entlang der grafischen Papierkette und setzt sich im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung gegenüber dem Umweltministerium seit über 25 Jahren für eine hohe Recyclingquote und einen qualitativ hochwertigen Altpapierkreislauf ein.
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Ziel der Verbände BVDA, BDZV und bvdm in den vorausgegangenen Gesprächen mit dem BMUV war es, den anstehenden Prozess im Sinne der Mitglieder mitzugestalten und praktikable Rahmenbedingungen zu verhandeln. Somit konnte eine striktere, gesetzliche Lösung nach französischem Vorbild bis auf Weiteres vermieden werden. Damit das Vorhaben im Rahmen einer Selbstverpflichtung der Branche zu einem Erfolg wird, sind in den kommenden Jahren gemeinsame Anstrengungen der Verlage und der Druckereien erforderlich.
Zur Einhaltung der Selbstverpflichtung muss als Erstes die Umstellung des Zeitungsdrucks auf mineralölfreie Farben im avisierten Zeitraum erfolgen. In umfassenden Druckversuchen, die teils vom Umweltbundesamt (UBA) und teils von der AGRAPA finanziert wurden, konnten mineralölfreie Zeitungsdruckfarben entwickelt werden, die mittlerweile als marktreif gelten. Die praktische Umstellung einer Druckmaschine erfordert in den meisten Fällen jedoch Erfahrung und Zeit. Daher wird dringend empfohlen, dass sich die Verlage und Zeitungsdruckereien so früh wie möglich mit der Thematik befassen und rechtzeitig mit der Umstellung beginnen. Die Farbhersteller sind ebenso auf Signale aus dem Markt angewiesen, um ausreichende Produktionskapazitäten für die neuen Farben zu schaffen und somit Versorgungsengpässen entgegenzuwirken.
Als Zweite Maßnahme müssen die Bemühungen und Fortschritte gegenüber dem Umweltministerium dokumentiert werden. Die Verbände bvdm, BDZV und BVDA führen entsprechend eine jährliche Panelerhebung unter ihren Mitgliedern durch, um den Mineralölgehalt und die Einsatzmenge von Zeitungsdruckfarben im Zeitverlauf, beginnend ab dem Jahr 2020, zu dokumentieren. Alle Angaben werden selbstverständlich anonymisiert weiterverarbeitet und durch einen von der AGRAPA eingesetzten Wirtschaftsprüfer auf Plausibilität geprüft.
Der bvdm lädt alle Zeitungsdruckereien ein, sich ab sofort an der Datenerhebung zu beteiligen.
Interessierte Mitglieder, die bisher noch keinen Erhebungsbogen erhalten haben, können sich bei Frau Julia Rohmann (jr@bvdm-online.de) melden und den entsprechenden Erhebungsbogen erhalten. Diejenigen, die an der ersten Datenerhebung bereits mitgewirkt haben, werden in Kürze von den Verbänden zur bevorstehenden Erhebung kontaktiert.
Das vollständige Erreichen der mit der Selbstverpflichtung gesetzten Ziele hat eine große Relevanz für die Verlagswirtschaft und für den Zeitungsdruck. Sie ist nicht nur Grundlage für die weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium, sondern wird die umweltpolitischen Rahmenbedingungen beeinflussen, unter denen Verlage und Druckereien zukünftig wirtschaften. Sollte die freiwillige Verpflichtung scheitern, könnte dies den Anlass dazu geben, dass die politischen Entscheidungsträger entgegen den Bemühungen der Verbände ein rigides gesetzliches Verbot von Mineralöl in Druckfarben erlassen. Im schlimmsten Fall stünden zudem weitere Privilegien auf dem Spiel, die die Verlage aufgrund des bisherigen Erfolgs der AGRAPA-Selbstverpflichtung genießen. Dazu zählt unter anderem die bisherige Abgabenfreiheit für das in Verkehr gebrachte Zeitungspapier, das in den Privathaushalten anfällt.
Daher sind jeder Verlag und jede Zeitungsdruckerei gefordert, auf die zeitnahe Umstellung der verwendeten Druckfarben hinzuwirken.
Heinz Klos
Technischer Berater
Verband Druck + Medien Beratung
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