Detlef Würth identifiziert zukunftsfähige Geschäftsfelder für Druckerei und Verlag.
Rudersberg | Atego, der offizielle „Sicherheitsbeauftragte" von Würth Druck in Rudersberg, macht einen guten Job, mustert Besucher aufmerksam, und kommt freundlich auf sie zu. Das quirlige Hundekerlchen hat sogar eine Mailadresse nebst eigener Telefonnummer und gehört sozusagen zum Inventar der Firma, über deren Geschichte und Status quo er allerdings keine Auskunft geben kann. Damit kennt sich sein Herrchen viel besser aus:
Detlef Würth, Jahrgang 1964, ist vor 28 Jahren in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Dass es dazu kommen würde, stand für ihn früh fest. Schon als Kind entdeckte er dort Aufgaben, die ihm gefielen. Er hat Bleilettern in Setzkästen einsortiert, Klischees gereinigt, Tiegel und Zylinder beaufsichtigt. „Ich habe die Einführung des Offsetdrucks und des Fotosatz miterlebt und viele Stunden in der Dunkelkammer verbracht, ehe auch diese Ära zu Ende ging", erzählt der heutige Geschäftsführer. In der Branche mit ihren schnellen Entwicklungen fühlt sich Würth wohl. „Veränderung hat mich schon immer fasziniert und motiviert."
Zukunft mit gelben Zetteln. Ein Blick in den halbgläsernen Besprechungsraum lässt ahnen, was er meint und was das heute heißt. Vor ein paar Tagen erst hat dort wieder einmal ein Workshop stattgefunden. Geleitet und moderiert von einer externen Agentur sprachen der Chef und seine Mitarbeiter über das, was ist, und vor allem über das, was kommen soll. Das Ergebnis des Brainstormings ist deutlich sichtbar: Mehr als hundert gelbe Zettel mit Namen, Notizen, Ideen kleben an der Wand.
Das Unternehmen mit seinen rund 20 Mitarbeitern ist ein vollstufiger Dienstleister, der den gesamten Druckprozess abdeckt, sich bewusst „Druckmanufaktur" nennt, mit dem Anspruch: individuelle Printprodukte in hochwertiger Qualität zu liefern. „Wir produzieren nicht standardisiert wie etwa Onlinedruckereien – bei uns dominieren handwerkliche Produkte.", betont Detlef Würth.
Die Folgen der Corona-Pandemie hat auch sein Betrieb zu spüren bekommen. Der Umsatz ging zurück, was Würth Druck durch Kurzarbeit und Überbrückungshilfe abfedern konnte. „Eine Zeit, die sehr große Herausforderungen stellt.", so der Geschäftsführer. Viele Produkte, die Würth Druck bislang hergestellt hat, werden derzeit nicht oder nicht mehr in gewohntem Umfang gebraucht. Einladungsmailings und Messekataloge zum Beispiel, letztlich alles, was mit Veranstaltungen zu tun hat. „Ich bin nicht sicher, ob die Nachfrage wieder zurückkommt", sagt Detlef Würth, der vor seinem Einstieg in den Familienbetrieb ein Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Hochschule für Medien in Stuttgart absolvierte und in der Schweiz bei Stämpfli Kommunikation externe Praxiserfahrung sammelte.
Unternehmen in dritter Generation. Zusammen mit Gerhard Palmer gründete der Großvater des heutigen Inhabers, Walter Würth, die Buchdruckerei Palmer + Würth. Das war 1951. Heute ist das in Rudersberg ansässige Unternehmen immer noch in Familienhand und wird inzwischen in dritter Generation von Detlef Würth geführt. Er stieg bereits 1994, gerade mal 30 Jahre jung, in den Betrieb von Vater Wolf-Dieter ein. Würth Druck bedient im Jahr etwa 200 Kunden. „Das ist für uns ein recht stabiles Fundament", sagt Geschäftsführer Detlef Würth. In Summe sind die Erlöse aus dem klassischen Druck in den vergangenen Jahren jedoch gesunken, während der Aufwand für Akquise, Produktion und Mitteleinsatz zunimmt. Trendwende nicht in Sicht, Veränderung deshalb notwendig. Würth: „Weitermachen wie bisher, das funktioniert nicht. Drucken wird für uns perspektivisch zum Nebengeschäft. Unser Erfolg hängt davon ab, wie kreativ wir sind und welche Lösungen wir für unsere Kunden entwickeln."
Den Aktionsradius erweitern und Dienstleistungen und neue Geschäftsfelder aufbauen, darin sieht Würth seine Hauptaufgabe. So entstand beispielsweise das Online-Angebot, die Lagerhaltung von Werbeartikeln für Kunden zu übernehmen. Solche Logistikdienstleistungen werden künftig zunehmend gefragt sein.